Sammlungsteile zu erschließen und aktuelle Forschung in neuartigen und richtungsweisenden Formaten zu präsentieren. Dies belegen auch die Zeugnisse der teilnehmenden Museen. Durch die Kom- bination aus Forschung, Seminaren, Vorträgen, Expertenworkshops, Kollo qui - en und Exkursionen wurde das Programm rückblickend „nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis als sehr innovativ“ bewertet (Prof. Dr. Bernd Schmelz, Kurator der Abteilung Europa & Hexenarchiv im Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, Hamburg, vgl. V. Kurz- berichte). Auch die Ausstellungsideen der Teilnehmer*innen zeugten „von einem hohen Verständnis für die Materie und großer Kreativität“ (Dr. Birte Lipinski, Buddenbrookhaus, vgl. V. Kurzberichte). Mit der Trias aus Dissertation, Museumspraxis und öffentlichkeitswirksamer Präsentation (Ausstellung, Webauftritt, Vermittlung u.a.) situiert sich PriMus an der Schnittstelle zwischen den herkömmlichen Definitionen von „Practice- based Research“, bei der ein kreatives Resul tat jen- seits eines klassischen Dissertationstextes im Zen- trum steht, z.B. ein Kunstwerk, und „Practice-led Research“, bei der es nicht zwangsläufig ein eigen- ständiges kreatives Resultat geben muss, praktische Methoden jedoch genutzt werden, um neues Wissen über Praktiken zu generieren (Candy 2006). Das Zu- sammenführen und die Verschränkung der Prak- tiken beider Institutionen sollen dabei als Grund- prinzipien der Schnittstelle gelten. Die verschiedenen Denk- und Handelsmodi interagieren und befruchten sich gegenseitig ohne eine hierarchische Struktur. [Auch die Ausstel- lungsideen der Teil- nehmer*innen zeug- ten] „von einem hohen Verständnis für die Materie und großer Kreativität.“ Dr. Birte Lipinski, Museums- leiterin Buddenbrookhaus / Heinrich-und-Thomas-Mann- Zentrum 4. Forschungspraxis und Quellenverständnis Durch eine materialbezogene Auseinandersetzung mit Forschungsfragen und Theorien ändert sich die Forschungspraxis. Vor- handene Annahmen werden am Material (Sammlungsbestände, Einzelob- jekte, Archivalien aller Art) überprüft, neues Material allererst erschlossen oder theoretische Ansätze durch die genaue Analyse des Materials und sei- ner Beschaffenheit überprüft oder erstellt. Objekte werden als Wissensträger und Primärquellen verstanden. Die intensive Auseinandersetzung mit einem Materialbestand eröffnet neue Objektbezüge. Das museale Wissen der Inven- tarisierung, Dokumentation und Restaurierung kennen zu lernen, verändert das Verständnis von einer wissenschaftlichen Quelle. Wechselwirkungen zwi- schen dem praktischen Hantieren mit den Dingen im Museum, der theoreti- schen Reflexion, dem musealen Materialwissen bis hin zum räumlichen Aus- 12